Bericht zum Littler 2024 European Employer Survey
Littler, die weltweit größte Arbeitsrechtskanzlei, die Arbeitgeber vertritt, hat ihren siebten jährlichen European Employer Survey Report veröffentlicht, der auf den Antworten von fast 630 Personalleitern, Geschäftsführern und Syndikusanwälten aus ganz Europa basiert - 57 % von ihnen haben C-Suite-Positionen in ihren Unternehmen inne.
Der Bericht liefert wichtige Benchmarks und Erkenntnisse darüber, wie Arbeitgeber auf eine Reihe von brisanten Themen reagieren – von nationalen Wahlergebnissen und der schnellen Einführung von künstlicher Intelligenz (KI) am Arbeitsplatz bis hin zu erhöhtem Druck auf Umwelt-, Sozial- und Governance-Initiativen (ESG) und aufkommenden Compliance-Herausforderungen.
2024 European Employer Survey
Politische Fragen sind für Arbeitgeber in einem wichtigen Wahljahr von größter Bedeutung
Während fast die Hälfte der Weltbevölkerung im Jahr 2024 an die Wahlurnen geht, geben 86 % der europäischen Arbeitgeber an, dass sie zumindest mit gewissen Schwierigkeiten im Umgang mit politischen Themen am Arbeitsplatz konfrontiert sind, einschließlich der Meinungsverschiedenheiten unter den Mitarbeitenden. Das ist ein Anstieg gegenüber der Umfrage von Littler aus dem Jahr 2023, in der 75 % von Herausforderungen in diesem Bereich berichteten.
Die Sorgen im Zusammenhang mit den Wahlen gehen jedoch weit über das Gespräch unter den Mitarbeitenden am Wasserspender hinaus. Die meisten Arbeitgeber (83 %) geben auch an, dass sie über arbeitsrechtliche Änderungen besorgt sind, die sich aus den Wahlen 2024 oder 2025 in ganz Europa ergeben. Mehr als drei Viertel (77 %) sind besorgt darüber, wie sich die Präsidentschaftswahlen in den USA auf ihre Geschäftstätigkeit auswirken könnten.
„Das Ausmaß der Besorgnis der europäischen Arbeitgeber über die US-Präsidentschaftswahlen zeigt, wie global die Arbeitswelt geworden ist“, sagte Stephan Swinkels, Partner bei Littler und Co-Leiter der globalen Praxis der Kanzlei. „Politische Veränderungen in großen Volkswirtschaften wie den USA haben lokale Auswirkungen auf Unternehmen in ganz Europa, aber es handelt sich auch um einen bedeutsamen Mentalitätswandel, da das Management eine globale Sicht auf den Zustand des Unternehmens einnimmt. Was jenseits der Ozeane geschieht, kann und wird ihre Aussichten beeinflussen.
Diese Hindernisse werden durch andere wirtschaftliche, geopolitische und kulturelle Trends noch verschärft. So geben die europäischen Arbeitgeber an, dass sie sich in den nächsten 12 Monaten große Sorgen um die folgenden Themen machen:
Finanzielle Bedingungen und die Auswirkungen auf das Personalmanagement (63 %)
Soziale und kulturelle Fragen, wie Mitarbeiterzufriedenheit und Normen am Arbeitsplatz nach einer Pandemie (53 %)
Geopolitische Risiken (37 %)
„Anhaltende kulturelle Debatten und geopolitische Ereignisse – wie der Krieg in Gaza und die wachsende Bedeutung von LGBTQ+-Rechten – bringen den politischen Diskurs auf neuartige Weise an den Arbeitsplatz“, sagt Jan-Ove Becker, Partner bei Littler Germany in Hamburg. „Der Umgang mit unterschiedlichen Überzeugungen und Meinungen wird für Führungskräfte zu einem wichtigen Thema der Mitarbeiterbeziehungen und schafft ein Umfeld, in dem von Arbeitgebern mehr erwartet wird als nur die Verwaltung ihrer Belegschaft. Von Führungskräften wird zunehmend erwartet, dass sie zu kontroversen Themen Stellung beziehen, und selbst Schweigen kann zu einer Haltung werden.“
Die Einführung von KI schafft neue Compliance-Herausforderungen und auch für die Belegschaft
Der Einsatz von KI in HR-Prozessen hat in den europäischen Unternehmen im letzten Jahr zugenommen. Die meisten Befragten (72 %) gaben an, dass ihr Unternehmen entweder generative oder prädiktive KI in mindestens einer HR-Funktion einsetzt, was einen Anstieg gegenüber der letztjährigen Umfrage bedeutet, bei der etwa 60 % dasselbe sagten.
Obwohl KI zahlreiche Vorteile bietet, kann ihr Einsatz im Personalwesen zusätzliche Hürden mit sich bringen. Mehr als die Hälfte der Befragten (53 %) sind mäßig oder sehr besorgt über die Einhaltung von Datenschutz- und Informationssicherheitsgesetzen beim Einsatz von KI in diesem Bereich, während 38 % dasselbe über die möglichen Auswirkungen von KI auf die Verdrängung von Arbeitsplätzen sagen.
Generative KI stellt angesichts der Leichtigkeit, mit der Mitarbeiter diese Werkzeuge bei ihrer Arbeit einsetzen können, eine besondere Herausforderung dar. Nur 53 % der Befragten sind sich beispielsweise sicher, dass die Mitarbeiter solche Tools nicht missbräuchlich verwenden. Richtlinien, die die Nutzung durch die Mitarbeiter regeln, können helfen, aber nur 29 % geben an, dass sie über eine etablierte Richtlinie verfügen.
„Mit der zunehmenden Nutzung generativer KI an europäischen Arbeitsplätzen ist die Entwicklung klarer und durchdachter Richtlinien von entscheidender Bedeutung, um Risiken zu mindern und den größtmöglichen Nutzen aus der Technologie zu ziehen“, sagt Deborah Margolis, Senior Counsel bei Littler UK. “Allerdings gibt es keinen Einheitsansatz für die Entwicklung von KI-Richtlinien, und die effektivsten Richtlinien werden diejenigen sein, die auf die allgemeinen Geschäftsziele, die Risikotoleranz und die beabsichtigten Anwendungsfälle eines Unternehmens zugeschnitten sind.“
ESG-Themen stehen im Mittelpunkt
ESG-Themen stehen weiterhin ganz oben auf der Agenda der europäischen Arbeitgeber. Die meisten Führungskräfte (79 %) geben an, dass ihre Unternehmen in den letzten 12 Monaten ihren Fokus auf ESG-Initiativen verstärkt haben; das Klimarisiko ist ein besonderes Anliegen, denn 76 % haben diesem Bereich im gleichen Zeitraum mehr Aufmerksamkeit gewidmet.
Diese Bemühungen werden durch den Druck von Mitarbeitern, Kunden und Stakeholdern sowie durch gesetzliche Anforderungen wie die im Juli in Kraft getretene EU Corporate Sustainability Due Diligence Directive vorangetrieben. Während die Mitgliedsstaaten bis 2026 Zeit haben, die Anforderungen der Richtlinie in nationales Recht umzusetzen, geben 85 % der Unternehmen an, dass sie zumindest einigermaßen auf die neuen Compliance-Verpflichtungen vorbereitet sind.
Der Report befasst sich mit mehreren weiteren Änderungen, die sich auf den Arbeitsplatz auswirken. So sind beispielsweise 87 % der Führungskräfte zumindest einigermaßen auf die Einhaltung der EU-Richtlinie zur Lohntransparenz vorbereitet, während 73 % der Unternehmen im vergangenen Jahr einen Anstieg der Anträge von Mitarbeitenden auf Unterbringung in psychiatrischen Einrichtungen verzeichnet haben.
Der Bericht enthält auch Vergleiche zwischen den USA und Europa sowie länderspezifische Ergebnisse für einige der führenden europäischen Volkswirtschaften.
Haftungsausschluss
Die Fragen der Umfrage und die sich daraus ergebenden Ergebnisse beziehen sich auf Themen, die von den europäischen Regierungen unterschiedlich geregelt werden, so dass bestimmte Maßnahmen je nach Land möglicherweise nicht zulässig sind. Der Inhalt stellt keine Rechtsberatung dar und ist auch nicht dazu bestimmt, als solche befolgt zu werden.