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Bericht zum Littler 2023 European Employer Survey

Littler, die weltweit größte Kanzlei für Arbeitsrecht, die Arbeitgeber vertritt, hat ihren sechsten jährlichen Bericht zur europäischen Arbeitgeberumfrage veröffentlicht. Der Bericht basiert auf den Antworten von 780 Personalverantwortlichen, Unternehmensjuristen und Geschäftsführern aus ganz Europa und untersucht, wie Arbeitgeber auf Veränderungen in Arbeitsplatzmanagement, -politik und -kultur reagieren.

Arbeitgeber sind geteilter Meinung über den Einsatz von künstlicher Intelligenz im Personalwesen

Während europäische Arbeitgeber die Risiken und Vorteile der Integration von KI-Tools in HR-Funktionen abwägen, zeigen sich Unterschiede in der Herangehensweise zwischen den frühen Anwendern und den eher Risikoscheuen.

Die meisten Befragten (61 %) geben an, dass sie prädiktive KI-Werkzeuge für mindestens eine HR-Funktion nutzen, darunter für maßgeschneiderte Mitarbeiterschulungen, Rekrutierung und Einstellung von Mitarbeitern. Fast sechs von zehn (59 %) geben außerdem an, generative KI für HR-Zwecke einzusetzen, wobei die Erstellung von Inhalten für Materialien wie Stellenbeschreibungen und Onboarding-Materialien die beliebteste Anwendung ist. Andere scheinen jedoch nicht geneigt zu sein, solche Tools einzusetzen: 39 % setzen in ihren Personalabteilungen keine prädiktive KI ein, und 41 % haben noch keine generative KI verwendet.

Während die Arbeitgeber auf spezifische Compliance-Verpflichtungen aus der EU KI-Verordnung warten, scheinen die meisten derjenigen, die KI im Beschäftigungskontext einsetzen, von der regulatorischen Unsicherheit nicht abgeschreckt. Fast 70 % der Befragten gaben an, dass sie ihre KI-Nutzung als Reaktion auf die Gesetzesvorschläge nicht geändert haben.

"KI-Tools in Personalabteilungen gesetzeskonform und effektiv zu implementieren, braucht Zeit", sagt Jan-Ove Becker, Partner in unserem Hamburger Büro. "Während viele Unternehmen auf eine größere regulatorische Sicherheit oder verbesserte KI-Plattformen warten, bevor sie solche Tools einführen, entwickelt sich die Technologie so schnell, dass es Zeit spart und die Vorteile für Unternehmen erhöht, wenn sie bereit sind, KI-Tools in HR-Funktionen zu integrieren."

Flexibilität ist nach wie vor eine wichtige Strategie für das Arbeitsplatzmanagement

Nach den Umwälzungen und Unsicherheiten der letzten Jahre scheinen sich die europäischen Unternehmen auf eine neue Art des Arbeitens einzustellen - und flexible und hybride Arbeitsmodelle sind auf dem Vormarsch.

Die Aufteilung zwischen Präsenz- und Remote-Arbeit ist in der diesjährigen Umfrage bemerkenswert ähnlich wie im Littler Europe Survey aus dem Jahr 2022. In beiden Umfragen gaben 30 % der Arbeitgeber an, dass sie ausschließlich Präsenzarbeit verlangen, während die Mehrheit (58 % im Jahr 2023 und 57 % im Jahr 2022) hybride Modelle anbietet, die zwar einen gewissen Anteil an Präsenzarbeit verlangen, den Mitarbeitenden aber dennoch Flexibilität bieten. Europäische Arbeitgeber scheinen auch mehr Wert auf die Zusammenarbeit im Büro zu legen als ihre amerikanischen Kollegen, denn die US-Arbeitgeberumfrage von Littler aus dem Jahr 2023 ergab, dass nur 16 % eine vollständige Anwesenheitspflicht haben, während 71 % nach einem hybriden Zeitplan arbeiten.

Die Durchsetzung der Anforderungen an die Arbeit im Büro hat sich jedoch für einige europäische Unternehmen als schwierig erwiesen, wobei der Widerstand gegen die Arbeit im Büro wahrscheinlich auf eine anhaltende Diskrepanz zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern zurückzuführen ist:

  • Nur 52 % der Befragten geben an, dass sich ihre Mitarbeitenden weitgehend an die Richtlinien zur persönlichen Arbeit halten.

  • Nur 36 % der Befragten geben an, dass ihre Arbeitsmodelle mit den Präferenzen der Mitarbeitenden übereinstimmen, während 43 % der Befragten angeben, dass ihre Mitarbeitenden in größerem Umfang Remote-Arbeit oder hybride Arbeitsformen bevorzugen, als ihr Unternehmen sie anbietet.

"Was als vorübergehende Maßnahme während der Pandemie begann, ist eindeutig auf Dauer angelegt", sagt Raoul Parekh, Partner bei Littler in Großbritannien. "Diejenigen Arbeitgeber, die in der Lage waren, hybride Arbeitsformen zuzulassen, sind in der Lage, diese neue Normalität anzunehmen und können damit sowohl die Präferenzen der Mitarbeiter als auch die Geschäftsgrundlagen erfüllen. In einem umkämpften Talentmarkt kann dieser Ansatz echte Vorteile für die Mitarbeiterbindung, die Attraktivität und sogar die Vergütung bringen."

Einige Arbeitgeber gehen bei ihren flexiblen Regelungen sogar noch weiter. Fast die Hälfte der Arbeitgeber, die an der Umfrage teilgenommen haben (48 %), geben an, dass sie ihren Mitarbeitern in gewissem Maße erlauben, aus dem Ausland zu arbeiten (bekannt als "Wanderarbeiter"), während 38 % eine Vier-Tage-Woche in Erwägung ziehen. Beide Arbeitsmodelle sind mit erheblichen rechtlichen, betrieblichen und praktischen Herausforderungen verbunden.

"Der Umgang mit Anfragen von Mitarbeitern, die außerhalb ihres normalen Zuständigkeitsbereichs arbeiten möchten, bereitet den Unternehmen nach wie vor Kopfzerbrechen, vor allem, wenn keine angemessenen Richtlinien vorhanden sind", so Laura Jousselin, Partnerin bei Littler in Frankreich. "Ohne Richtlinien, die regeln, wann, wo und ob Mitarbeiter aus dem Ausland arbeiten können, kann es schwierig sein, die anwendbaren lokalen Gesetze zu bestimmen und sicherzustellen, dass Arbeitnehmer und Arbeitgeber nicht dagegen verstoßen."

Arbeitsrechtliche Themen rücken in den Mittelpunkt - auch auf Vorstandsebene

Ein wichtiger kultureller Wandel: Arbeitgeber stehen unter dem Druck von Mitarbeitern und anderen Stakeholdern, auf kontroverse Themen innerhalb und außerhalb des Arbeitsplatzes zu reagieren. 75 % der Befragten gaben an, dass es für sie zumindest eine gewisse Herausforderung darstellt, die Erwartungen der Mitarbeiter in Bezug auf soziale und politische Überzeugungen zu erfüllen und/oder dem Druck standzuhalten, zu sozialen Themen Stellung zu beziehen.

Rechtliche Fragen am Arbeitsplatz werden auch auf der Führungsebene immer stärker beachtet. 64 % der Befragten gaben an, dass solche Fragen zunehmend als wichtige Schwerpunktbereiche angesehen werden, die für das Unternehmen weitreichende Folgen haben können.

"Wir stellen fest, dass eine Vielzahl arbeitsrechtlicher Themen zunehmend auf die Tagesordnungen von Vorstands- und Aufsichtsratssitzungen gelangen", sagt Stephan Swinkels, Coordinating Partner International bei Littler. "Gleichzeitig erhalten Personalverantwortliche und Arbeitsrechtler zunehmend einen Platz am Tisch der höchsten Führungsebene und anderer wichtiger Interessengruppen in globalen Unternehmen. Es ist klar, warum: Die finanziellen und reputationsbezogenen Auswirkungen dieser Themen sind so bedeutend, dass ein effektives Management für den Erfolg eines Unternehmens unerlässlich geworden ist."

Der Bericht befasst sich außerdem mit einer Reihe weiterer rechtlicher und personalpolitischer Themen, die europäische Unternehmen betreffen, darunter die Zunahme von Vorkehrungen am Arbeitsplatz im Zusammenhang mit mentaler Gesundheit, EU-Richtlinien zur Entgelttransparenz und zum Schutz von hinweisgebenden Personen sowie ESG-Initiativen.

Der Bericht enthält auch US-Vergleiche, sofern zutreffend, und zeigt länderspezifische Ergebnisse für einige der wichtigsten europäischen Volkswirtschaften auf: Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und das Vereinigte Königreich.

Zum Littler 2023 European Employer Survey Report

Haftungsausschluss
Die Fragen der Umfrage und die sich daraus ergebenden Ergebnisse beziehen sich auf Themen, die von den europäischen Regierungen unterschiedlich geregelt werden, so dass bestimmte Maßnahmen je nach Land möglicherweise nicht zulässig sind. Der Inhalt stellt keine Rechtsberatung dar und ist auch nicht dazu bestimmt, als solche befolgt zu werden.

Ihr Ansprechpartner:

Bericht zum Littler 2023 European Employer Survey
Jan-Ove Becker