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Bericht zum Littler 2025 European Employer Survey

Littler, die weltweit größte Arbeitsrechtskanzlei, die Arbeitgeber vertritt, hat ihren achten jährlichen European Employer Survey Report veröffentlicht, der auf den Antworten von mehr als 400 Personalverantwortliche, Führungskräfte und Unternehmensjuristen aus ganz Europa basiert - 64 % von ihnen haben C-Suite-Positionen in ihren Unternehmen inne. Die Umfrage zeigt, wie Arbeitgeber:innen auf wichtige gesetzliche Änderungen und politische Entwicklungen in den USA reagieren. Sie beleuchtet auch, wie sie mit Themen wie Künstlicher Intelligenz (KI), Initiativen zur Inklusion, Gleichstellung und Diversität (IE&D), Entgelttransparenz und Regelungen zur Präsenzarbeit umgehen.

2025 European Employer Survey

Anhaltende regulatorische Unsicherheit bei näher rückenden Compliance-Deadlines

Im kommenden Jahr treten wesentliche Bestimmungen der EU KI-Verordnung mit Auswirkungen auf Arbeitgeber in Kraft, ebenso wie neue Verpflichtungen aus der EU-Entgelttransparenzrichtlinie (Pay Transparency Directive, PTD). Trotz dieser bedeutenden regulatorischen Veränderungen zeigen die Umfrageergebnisse, dass europäische Arbeitgeber vor erheblichen Umsetzungsherausforderungen stehen.

So geben lediglich 18 % der Befragten an, dass ihre Organisationen sehr gut auf die Einhaltung der EU KI-Verordnung vorbereitet sind, während 20 % angeben, überhaupt nicht vorbereitet zu sein – ein Wert, der dem des Vorjahres entspricht.

„Unsere Umfrage legt nahe, dass derzeit ein erheblicher Mangel an Vorbereitung auf die EU KI-Verordnung besteht. Angesichts des Umfangs der Compliance-Anforderungen und der erheblichen Sanktionen bei Verstößen ist dies besorgniserregend“, erklärt Deborah Margolis, Senior Counsel bei Littler im Vereinigten Königreich. „Es ist wichtiger denn je, dass Unternehmen ihre Pflichten identifizieren, bestehende Risiken prüfen, Schulungen durchführen und eine interdisziplinäre Taskforce zur Überwachung dieser Maßnahmen einsetzen.“

Auch bei der Vorbereitung auf die EU-Entgelttransparenzrichtlinie zeigen Arbeitgeber nur begrenzte Fortschritte: Lediglich 24 % sehen ihre Organisationen als sehr gut vorbereitet, verglichen mit 21 % im Jahr 2024. „Mit neuen Verpflichtungen ab 2026 und 2027 ist jetzt der Zeitpunkt für Arbeitgeber, grundlegende Schritte zur Vorbereitung auf die PTD einzuleiten“, betont Nicola James, Partnerin bei Littler UK. „Dazu gehören die Durchführung eines Audits der aktuellen Vergütungspraxis, ein Stresstest der Stellenarchitektur hinsichtlich geschlechtsneutraler Kriterien sowie die Festlegung, wie Tätigkeiten von gleichwertigem Wert kategorisiert werden.“

Langsame Fortschritte der nationalen Regierungen, die sich die regulatorische Verantwortung teilen, könnten die Vorbereitung der Arbeitgeber zusätzlich erschweren. Die Umfrage zeigt, dass viele Organisationen noch keine grundlegenden Compliance-Maßnahmen umgesetzt haben – etwa Audits der Vergütungspraxis und der KI-Anwendungsfälle oder die Einrichtung interner Taskforces für diese Themen.

US-Politik beeinflusst europäische Arbeitgeber

Die US-Regierung unter Präsident Trump hat tiefgreifende politische Veränderungen in Bereichen wie Einwanderung und IE&D eingeleitet, deren Auswirkungen auch europäische Arbeitgeber spüren. Von den rund zwei Dritteln der Befragten mit US-Geschäftstätigkeit oder US-orientierter Personalstrategie haben 75 % mindestens einzelne Schritte zur Anpassung ihrer Strategie ergriffen – darunter die Streichung oder Reduzierung von Geschäftsreisen in die USA (25 %) sowie die Reduzierung der US-Aktivitäten (25 %).

„Die US-Politik schafft erhebliche Hürden für europäische Arbeitgeber mit US-Präsenz. Viele müssen nicht nur Reisepläne, sondern auch US-Verträge, Investitionen und Wachstumschancen neu bewerten“, erläutert Stephan C. Swinkels, Partner und Co-Lead der Global Practice bei Littler.

Im Bereich IE&D erwägen mehr als zwei Drittel (69 %) der Unternehmen mit entsprechenden Programmen neue oder erweiterte Rücknahmen dieser Initiativen infolge verstärkter Prüfung durch die Trump-Administration. Zudem sehen sich 79 % der Unternehmen mit US-Geschäftstätigkeit mit Herausforderungen bei der Steuerung der divergierenden Ansätze zu IE&D in den USA und Europa konfrontiert. Unterschiedliche regulatorische Vorgaben schaffen zusätzliche Schwierigkeiten für Arbeitgeber, da Praktiken, die in den USA kritisch betrachtet werden, in bestimmten europäischen Ländern umgekehrt arbeitsrechtlich gefordert sind.

Trend zur Präsenzarbeit verstärkt sich

Parallel dazu hält der Trend zur Rückkehr ins Büro an. Eine Mehrheit der Befragten (63 %) mit grundsätzlich remote-fähigen Tätigkeiten gibt an, die Zahl der Präsenztage erhöht zu haben oder dies zu planen. Rund ein Viertel hat die verpflichtenden Präsenztage bereits auf fünf pro Woche erhöht (11 %) oder erwägt dies (15 %). Dennoch sind sich 73 % einig, dass flexible oder hybride Arbeitsmodelle entscheidend für die Gewinnung von Fachkräften sind.

„Für europäische Arbeitgeber, die die Präsenzpflicht erhöhen möchten, gilt es, zahlreiche Faktoren zu berücksichtigen, um einen optimalen Ansatz zu finden und passgenaue Richtlinien zu entwickeln“, so Dr. Alexander Bartz, Partner bei Littler Germany. „Ebenso wichtig ist es, Vorgaben, Erwartungen und mögliche Konsequenzen bei Nichteinhaltung klar zu dokumentieren.“

Neben den genannten Ergebnissen beleuchtet der Bericht weitere aktuelle Herausforderungen für europäische Arbeitgeber und hebt Unterschiede zwischen Ländern und Unternehmensgrößen hervor.

Haftungsausschluss

Die Fragen der Umfrage und die sich daraus ergebenden Ergebnisse beziehen sich auf Themen, die von den europäischen Regierungen unterschiedlich geregelt werden, so dass bestimmte Maßnahmen je nach Land möglicherweise nicht zulässig sind. Der Inhalt stellt keine Rechtsberatung dar und ist auch nicht dazu bestimmt, als solche befolgt zu werden.

Ihr Ansprechpartner:

Bericht zum Littler 2025 European Employer Survey
Jan-Ove Becker